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Wissenschaftsbücher des Jahres 2025 Sieger

 

Geistes-/Sozial-/Kulturwissenschaft


Land des Teufels

Weiche, Dämon! Gerhard Ammerer, Nicole Bauer und Carlos Watzka legen die erste umfassende Studie über Dämonen und Teufelsaustreibung in Österreich vor.


In Österreich hat die rituelle Austreibung von Dämonen aus – vermeintlich oder angeblich – vom Teufel besessenen Menschen eine lange Historie. Der konstante Glaube der katholischen Kirche hat stets auf der Existenz der Dämonen insistiert und die Bedrohung aufgezeigt, die sie für Christen darstellen. Explizit darauf ging etwa im Jahr 1975 Papst Paul VI. ein. Ammerer und Watzka legten schon 2021 innerhalb der »Quellen zur geschichtlichen Landeskunde« der Historischen Landeskommission für Steiermark eine Edition eines Bandes aus dem Jahr 1600 vor, die »Beschreibung außgetriebener bösser Geister«. Unabhängig voneinander waren sie auf die kleinformatige, ziemlich unbekannte und von der Forschung bis dato ignorierte Handschrift gestoßen. Darin beschrieben sind drei in den Jahren 1599 und 1600 in Graz durchgeführte, bereits damals als spektakulär angesehene Teufelsaustreibungen. Die steirische Linie der habsburgischen Dynastie war bei der Unterbringung, Betreuung und Behandlung der Besessenen unmittelbar und aktiv involviert. Das vehemente Interesse des innerösterreichischen Hofes an diesen Phänomenen ist im Kontext der damals in der Steiermark gerade auf dem Höhepunkt befindlichen konfessionellen Auseinandersetzungen zu begreifen. Die sorgfältig inszenierte Austreibung der Dämonen aus den Betroffenen wurde mit einem erheblichen Aufwand und über eine beträchtliche Dauer öffentlich betrieben. Doch die Vorstellung, jemand sei vom Teufel besessen und dieser Sukkubus müsse exorziert, also ausgetrieben, werden, ist nicht nur im vergangenen Halbjahrhundert Thema vieler Horrorfilme geworden. Es ist noch immer eine Annahme, der nicht wenige Menschen bis heute anhängen, somit ein virulentes Phänomen der Gegenwart, in der sich von der nüchternen Wissenschaft abgewandt wird zugunsten esoterischer oder fundamentalistischer Überzeugungen. In der tatsächlich ersten, mit zahlreichen Illustrationen versehenen Gesamtdarstellung über Dämonen, Dämonenglaube, Besessenheit und Praktiken des Exorzismus in Österreich beugt sich nun das Trio aus zeit-, mentalitäts- und religionshistorischer, aus psychologischer und psychoanalytischer Sicht über dieses Thema und legt eine kritische Begutachtung aus Historie und Gegenwart vor – inklusive eines Interviews mit einem aktiven Exorzisten aus der Steiermark. (Foto: Gemeinfrei)
Ammerer, Gerhard / Bauer, Nicole / Watzka, Carlos
Anton Pustet

    Naturwissenschaft/ Technik

Ein Buch, das unser Weltbild ins Wanken bringt.

Ob bei Google Maps oder Apple: Täglich verlassen wir uns auf Karten. Aber wir denken selten darüber nach, wie umfangreich sie Einfluss auf unser Leben nehmen. Zum Beispiel durch die Mercator-Projektion aus dem 16. Jahrhundert, die bis heute die Dominanz des Westens unterstreicht, indem sie die Länder des Nordens größer erscheinen lässt. Oder durch Gerrymandering, das den Ausgang von Wahlen beeinflusst.

Paulina Rowińska weiht uns ein in die Geheimnisse der Kartenerstellung: Sie zeigt, wie Karten Pandemien bekämpfen und dabei helfen, Serienkiller dingfest zu machen, dass Karten immer politisch sind – und dass wir, wenn wir die Mathematik hinter Karten verstehen, die Welt mit neuen Augen sehen können. 

»Dieses Buch hat mich umgehauen, wieder und wieder.« Roma Agrawal

»Extrem lesenswert!« Ian Stewart

»Ich liebe Karten. Ich liebe Mathe. Und wie sehr ich dieses Buch liebe!« Ben Orlin


Paulina Rowińska hat am Imperial College London in Mathematik des Planeten Erde promoviert. In ihrem TEDx-Vortrag »Let's Have a Maths Party!« aus dem Jahr 2017 erklärte sie, dass Mathematik überall um uns herum ist. Für ihre Aktivitäten im Bereich der Wissenschaftskommunikation wurde sie 2019 mit dem Imperial College President's Award for Excellence in Societal Engagement ausgezeichnet. Heute erstellt sie interaktive Inhalte für eine führende innovative Bildungswebsite, brilliant.org


Susanne Warmuth, geboren 1959, ist Biologin und lebt als Lektorin und Übersetzerin naturwissenschaftlicher Bücher von u.a. Jared Diamond und Lucy Cooke in Darmstadt. 

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Medizin/Biologie

Das Weinen eines Babys löst universal bei allen Menschen die gleichen Emotionen aus. Aber ein Weinen bedeutet nicht immer Hunger, Schmerz oder Einsamkeit.
Das Weinen der Babys ist eine geheime Klangwelt. Seit mehr als 40 Jahren untersucht Kathleen Wermke auf fast allen Kontinenten vorsprachliche Babylaute – sie hat einzigartige Melodien, Intervalle und rhythmische Akzentuierungen gefunden. Und obwohl die Babygesänge zwar in gewisser Weise anderen Natursängern wie Walen, Delfinen oder Singvögeln ähneln, ist ihr Singsang der einzige, aus dem sich später Sprache entwickelt. In ihrem ersten Buch belegt die »Babyflüsterin« mit vielen Hörbeispielen eindrucksvoll, wie aus melodischem Singsang Sprache wird und dass zum Beispiel japanische Babys ganz anders klingen als schwedische.


Prof. Dr. Kathleen Wermke hat als medizinische Anthropologin viele Jahre an der Charité
geforscht und gelehrt. Sie hat das Zentrum für vorsprachliche Entwicklung und Entwicklungsstörungen am Universitätsklinikum Würzburg aufgebaut und leitet es bis heute. Als Mutter von zwei Töchtern und Großmutter rankt das Familienleben eng um ihre Forschungen. So stand ihr Ehemann bei der Geburt ihrer ersten Tochter nicht händchen-, sondern mikrofonhaltend am Bett im Kreißsaal – diese ersten Schreie gibt es noch heute als Tondokument.

Junior-Wissensbücher

«Dieses Buch ist vollgepackt mit wundervollen Geschichten über Tiere, die beweisen, dass diese alle möglichen Gefühle empfinden, genau wie wir (...). Nach der Lektüre wird man Tiere nicht nur lieben, sondern sie auch besser verstehen.» Jane Goodall

Auf kindgerechte Weise beschreibt die niederländische Journalistin Lotte Stegeman, dass Tiere ebensolche Emotionen empfinden und zeigen wie wir Menschen. Sie trauern und lieben, empfinden Eifersucht oder Ekel, sind ängstlich, glücklich oder mitfühlend. Dabei geht es ebenso um Haustiere wie wilde Tiere, Meeresbewohner oder Tiere der Lüfte. Mithilfe von Untersuchungen, Experimenten und Anekdoten zeigt Lotte Stegeman, wie nahe Tier und Mensch sich sind.

Mit einem Vorwort von Jane Goodall und wunderschönen Illustrationen von Mark Janssen.


Lotte Stegeman ist eine Kinderbuchautorin, deren Bücher in mehrere Sprachen übersetzt wurden. Im Vorwege recherchiert sie intensiv und spricht ausgiebig mit bekannten und weniger bekannten Tierexperten.


Mark Janssen studierte an der Akademie für visuelle Kunst in Maastricht, Niederlande. Er illustrierte schon mehr als 350 Bücher für Kinder und Erwachsene. Nach den Bilderbüchern »Nichts passiert« und »Ich will einen Löwen« , »Dinos gibt's doch nicht» und »Ich bin eine Insel« ist diese wunderschön gestaltete Ausgabe ein weiterer Titel von Mark Janssen bei FISCHER Sauerländer.


Verena Kiefer, 1964 in Saarbrücken geboren, arbeitete nach ihrer Ausbildung zunächst als Buchhändlerin. Anschließend studierte sie Sprach- und Literaturwissenschaften. Seit 1997 ist sie freie Übersetzerin aus dem Niederländischen und seit 2010 auch Lehrbeauftragte für Niederländisch an der Universität Siegen. 2021 wurde sie gemeinsam mit der Autorin Wilma Geldof mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis für Kinder- und Jugendbücher ausgezeichnet. Verena Kiefer lebt und arbeitet im Westerwald.